Was tun, wenn man von der Polizei mit Gras erwischt wird?


Was tun, wenn man von der Polizei mit Gras erwischt wird?
Steven Voser

Mit Gras erwischt zu werden, ist nicht mehr so schlimm wie früher einmal, kann aber immer noch Ärger bedeuten. Wir sagen Dir, was Du zu erwarten hast.

Es ist niemals eine gute Sache, von der Polizei mit Cannabis erwischt zu werden. Wenn Du jedoch kontrolliert wirst, gibt es ein paar Dinge, die Du machen kannst, um die Unannehmlichkeiten etwas abzumildern. Dies beginnt allerdings damit, am besten erst gar nicht erwischt zu werden.

Selbst an Orten, wo die Legalisierung bereits durchgesetzt wurde, kann die ganze Angelegenheit sich kompliziert gestalten. Stell Dir Folgendes vor: Du hast Dir gerade Deinen Stoff für das Wochenende besorgt. Vielleicht von einer Apotheke/Ausgabestelle, vielleicht von einer weniger "seriösen Quelle".

Plötzlich wirst Du von der Polizei angehalten.

Was macht man jetzt?!

VERFALLE NICHT IN PANIK

VERFALLE NICHT IN PANIK

Regel Nummer eins. Egal wie viel Angst Du hast, bleibe ruhig und atme tief durch. Vor allem, wenn Du nur einen oder zwei Joints bei Dir hast. Bei weniger als 10 Gramm bist Du so ziemlich überall relativ ungefährdet, es sei denn, Du machst bereits etwas Illegales, wenn Du aufgegriffen wirst.

Dies hängt natürlich auch von Deiner geographischen Lage ab, da es Orte auf der Welt gibt, wo bereits der Geruch von Gras zu ernsthaften Problemen führen kann.

Die guten Nachrichten? Abseits von einigen sehr rückschrittlichen Regionen, ändert sich dieser Sachverhalt gerade radikal, auch wenn er noch problematisch sein kann. Wenn Du an einem Ort aufgegriffen wirst, wo Cannabis noch nicht entkriminalisiert wurde, ist die Sache natürlich offensichtlich ernster. Allerdings verändern sich überall sonst die Dinge gerade zum Guten.

Wenn Du nur eine kleine Menge bei Dir hast, kannst Du damit rechnen, wohl "nur" ein Bußgeld oder eine Ordnungsstrafe zu erhalten. Natürlich hängt dies auch von Deinem Standort, dem Kontext und ein paar weiteren, nicht unbedeutenden Sachverhalten ab. Wenn man allerdings davon ausgeht, dass Du in einer generell cannabisfreundlichen Gegend bist und nicht gerade zur selben Zeit eine Bank ausraubst, musst Du Dir wenig Sorgen machen.

Selbst wenn Du einen Grund zur Sorge hast, ist Panik nicht die richtige Antwort. Denke immer daran, dass selbst wenn Die Behörde Ärger macht, Dich fest und in Gewahrsam nimmt, Du immer noch Deine Rechte hast. Verlange nach einem Anwalt oder zumindest einem Juristen.

Wenn Du in einem Fahrzeug bist, das von der Polizei nach Drogen durchsucht wird (und sie welche finden) oder Du Dich in einem öffentlichen Verkehrsmittel befindest, ändert sich die Situation rechtlich. Nochmal, bleibe trotzdem ruhig. Du kommst da schon raus.

Bedenke, dass Du nicht die erste Person bist, die mit Weed erwischt wurde.

SEI HÖFLICH UND PROFESSIONELL

Wenn Du angehalten wirst, kann es damit zu tun haben, dass Du irgendwie Aufmerksamkeit erregt hast. Wenn Du Cannabis mit Dir führst, solltest Du immer im Hinterkopf haben, Dich so "normal" wie möglich zu verhalten. Das Beinhaltet auch, volljährig zu sein und nichts Dummes oder Gesetzbrechendes zu tun. Wenn Du etwas derartiges im Sinn hast, dann ohne Cannabis dabeizuhaben. Das macht alles nur schlimmer.

Wenn Du auf der Straße angehalten wirst, dann kooperiere. Versuche nicht wegzurennen. Verhalte Dich den Beamten gegenüber nicht ungehobelt.

Denke daran, dass von diesem Zeitpunkt an alles, was Du sagst und tust, gegen Dich verwendet werden kann. Vor allem, wenn Du zu allem Unglück gerade auch high bist, solltest Du Dich wirklich darauf fokussieren, einfach still zu sein. Antworte nur auf die Fragen, und zwar in knappen Sätzen. Fang nicht an zu faseln und versuche nicht, Dich zu erklären.

Wenn Du wirklich mit rechtlichen Konsequenzen rechnen musst, verlange nach einem Juristen. Denn nun ist die Lage ernst genug, um besser einen bei sich zu haben. Speziell, wenn alles, was Du bei Dir hast, gerade mal für ein paar Joints reicht.

Wenn Du mehr als das dabei hast, dann brauchst Du schnell einen Anwalt. Vor allem, wenn Du ein ausländischer Tourist bist. Das gilt auch für Orte, wo Cannabis relativ legal ist. Wenn Du wegen Drogenbesitzes festgenommen wirst, bedeutet das mindestens Ärger, egal wo Du bist.

Wenn Du mit mehr als 20-30 Gramm erwischt wirst, ist das fast überall gefährlich. Ganz gleich, wo Du Dich befindest.

Wenn Du bei einem professionellen Cannabislieferdienst beschäftigt bist, wirst Du hoffentlich noch speziell angewiesen und trainiert und wahrscheinlich bist Du dann in San Francisco ansässig, solltest Du in den USA leben.

SOLLTE ICH EINEM DROGENTEST ZUSTIMMEN?

Versuche es zu vermeiden. Diese Tests können, nebenbei gesagt, an manchen Orten auch bei Fußgängern, Athleten und anderen eingesetzt werden, nicht nur bei Fahrzeugführern.

Es gelten die gleichen Regeln wie beim Fahren/Bedienen eines Fahrzeuges oder der Berufshaftpflicht.

Wenn Du also nach Deinem Einverständnis für einen Drogentest gefragt wirst, bedenke zwei Dinge. Wenn Du die Möglichkeit hast, ihn nicht durchzuführen, ist das Deine beste Wahl. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann kooperiere. Uneingeschränkt.

Abgesehen davon ist auch jetzt noch nicht alles verloren.

KENNE DEINE RECHTE

KENNE DEINE RECHTE

Dies ist ein wichtiger Aspekt. Es ist genauso wichtig zu wissen, wo die Grenze liegt, um noch mit einem "geringfügigem Besitz" von Cannabis davonzukommen.

Abgesehen davon gibt es weitere Aspekte. Wenn ein Polizeibeamter Dich auffordert, Deine Taschen zu leeren (und Du bist nicht in Gewahrsam), musst Du dem in vielen Fällen nicht nachkommen. In den USA benötigt die Polizei einen Durchsuchungsbefehl, um Dein Auto durchsuchen zu dürfen. Dies gilt auch für viele andere Länder. Ihre Definition von "durchsuchen" meint allerdings alles, was versteckt ist. Es ist ihnen erlaubt, bei hinreichendem Verdacht durch die Fenster zu sehen.

Wenn sie einen Beutel Cannabis auf dem Rücksitz sehen, ist das nicht gut. Sie dürfen Dir nicht befehlen, den Kofferraum zu öffnen oder eine Durchsuchung durchführen, es sei denn sie haben einen begründeten Verdacht. Diesen solltest Du ihnen nicht liefern.

Außerdem hast Du Rechte, angefangen bei dem Recht die Aussage zu verweigern. Du musst Dich nicht selbst belasten.

Wie weit und inwiefern Du auf diese Aspekte zurückgreifen kannst, hängt sowohl von Deinem Wissen als auch Deiner Erfahrung ab. Deshalb ist die erste Faustregel immer Ruhe zu bewahren. So wenig wie möglich zu sagen und nur direkte Antworten auf Fragen zu geben ist immer die beste Herangehensweise.

WANN KONTAKTIERE ICH EINEN RECHTSBERATER?

Es gibt bestimmte Punkte, wenn Du realisieren musst, dass Du nun nicht mehr darum herum kommst. Selbst wenn Du es bis zu diesem Zeitpunkt mit den Polizisten noch nicht verbockt hast, solltest Du von dem Moment an, zu dem Du in Gewahrsam genommen wirst, einen Rechtsberater hinzuziehen, selbst bei einer kleinen Menge Cannabis.

Wenn Du Dich im Ausland befindest, bedeutet das oft, die Botschaft anrufen zu müssen.

Wenn Du beim Fahren geschnappt wirst, kann die ganze Sache noch etwas komplizierter werden. Wenn Du Cannabis nicht kurz vor dem Steuern eines Fahrzeugs zu Dir genommen hast, ist dies definitiv besser für Dich. Zudem ist es von Vorteil, wenn Dein Cannabis fest verschlossen in einer Arzneimittelverpackung ist. Dies sind Vorsichtsmaßnahmen, die Du stets in Betracht ziehen solltest, wenn Du mit Cannabis fährst.

Wenn Du nach den lokalen Standards, unabhängig davon, wie diese definiert sind, als "berauscht" aufgegriffen wirst, solltest Du realisieren, dass Du nun einer schwerwiegenden Anklage ausgesetzt sein kannst. Wenn Du nicht beweisen kannst, dass Dein Zeug auf irgendeine Art "medizinisch" ist, macht das die Sache noch ernster. Wenn Du allerdings ein Patient bist, ist Dein Arzt Dein nächstbester "zweiter" Anruf. Solltest Du keinen Anwalt haben, könnte es sogar ein guter erster Anruf sein.

WIE WERDE ICH VON VORNHEREIN GAR NICHT ERST ANGEHALTEN?

Es gibt ein paar Faustregeln, um erst gar nicht in eine derartige Situation zu geraten. Hier sind ein paar universelle Vorschläge:

  • Konsumiere Cannabis nicht an öffentlichen Orten abseits von Regionen, in denen dies ausdrücklich erlaubt ist. Unter dem Vorbehalt, dass Du volljährig bist, egal wo Du bist. Selbst wenn Du Zutritt zu einem Cannabis Club in Barcelona hast.
  • Reise nicht mit Cannabis. Wenn Du reisen musst, dann nur regional. Betrete keine öffentlichen Gebäude, in denen Du Dich eventuell einer Sicherheitsdurchsuchung unterziehen musst. Nimm kein Flugzeug. Versuche nicht zu fahren oder öffentliche Verkehrsmittel zu nehmen.
  • Wenn sich eine lokale Reise nicht vermeiden lässt, versuche Dein Cannabis in einer tiefen Tasche zu verbergen. Wenn Du zum Beispiel einen Geldbeutel mit Dir hast, verstaue es in einem inneren, verschließbaren Fach. Wenn Du fährst, solltest Du es verpacken und im Handschuhfach verbergen. Wenn es sich um eine legitime medizinische Verschreibung handelt, dann reise immer mit der gekennzeichneten Arzneimittelverpackung. Medizinische Nutzer sollten ihren rechtmäßigen Konsum stets nachweisen können und entsprechende Belege dabei haben. In Europa könnte das zum Beispiel bedeuten, das Cannabis in einer verschriebenen Dose mit sich zu führen. Es kann auch ein Arztrezept sein oder natürlich eine Berechtigungskarte für medizinisches Marihuana. Außerdem kann auch der Beleg aus der Apotheke hilfreich sein.
  • Führe nicht mehr mit Dir, als die lokal erlaubte legale oder halblegale Menge.
  • Versuche anständig und gepflegt auszusehen.
  • Brich keine anderen Gesetze. Gehe/fahre zum Beispiel nicht über rot und achte darauf, dass Deine Beleuchtung funktioniert.
  • Trinke nicht in der Öffentlichkeit. Selbst in Ländern wie Deutschland, in denen es erlaubt ist, solltest Du es vermeiden. Wenn Du aus welchem Grund auch immer "Krawall" machst, bist Du für andere eine Belästigung, egal, was Du mit Dir führst.
  • Rieche nicht nach Cannabis.

In jedem Fall solltest Du daran denken, Ruhe zu bewahren. Atme tief durch. Du wurdest gerade von der Polizei mit Gras erwischt. Das ist nicht das Ende der Welt.

Steven Voser
Steven Voser

Steven ist ein Langzeitveteran des Cannabis-Journalismus und hat sich mit jeden Aspekt des Themas eingehend befasst. Er hat besonderes Interesse an der Cannabiskultur, der entstehenden Cannabis-Wissenschaft und daran, wie sie weltweit die Rechtslandschaft formt.