Senkt die Legalisierung von Cannabis die Kriminalitätsrate?


Senkt die Legalisierung von Cannabis die Kriminalitätsrate?
Max Sargent

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Eines der wichtigsten Argumente, die Cannabislegalisierungsunterstützer nutzen, um für ihre Sache einzutreten, ist die Aussicht auf niedrigere Kriminalitätsraten. Das Argument scheint auch sehr plausibel zu sein, besonders auf einen flüchtigen Blick:

Wenn Gras legalisiert wird, sinken die Fälle von Drogenkriminalität in Bezug auf Verkauf, Besitz, Anbau und Konsum signifikant.

Des Weiteren behaupten viele Quellen, dass die Legalisierung von medizinischem Cannabis dabei helfen würde, den illegalen Verkauf der Droge durch das organisierte Verbrechen zu unterwandern. Doch ist das wirklich der Fall?

Leider ist die Antwort noch weit davon entfernt, eindeutig zu sein.

HILFT DIE LEGALISIERUNG VON CANNABIS, DIE KRIMINALITÄTSRATE ZU SENKEN?

Hilft die legalisierung von cannabis, die kriminalitätsrate zu senken?

Es gibt starkes Beweismaterial, das nahelegt, dass die Legalisierung von Cannabis die Kriminalität verringert.

Ein überzeugendes Beweismittel stammt aus einem Forschungsartikel, der von der University of Texas publiziert wurde. Die Universität untersuchte die Auswirkung von legalisiertem medizinischem Marihuana auf die Kriminalitätsrate.[1]

Die Studie, die von dem außerordentlichen Professor für Kriminologie Robert Morris und seinen Kollegen durchgeführt wurde, fokussierte sich auf die Kriminalitätsraten aller 50 US-Bundesstaaten zwischen 1990 und 2006. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits elf Bundesstaaten medizinisches Gras legalisiert.

Die Forscher fokussierten sich hauptsächlich auf die Beziehung zwischen der Legalisierung und Kriminalitätsraten hinsichtlich Totschlag, Vergewaltigung, Diebstahl, schwere Körperverletzung, Einbruch, Entwendung persönlichen Eigentums und Autodiebstahl.

Die Forscher nutzten Daten von vielen verschiedenen Quellen, einschließlich die einheitliche Kriminalitätsberichterstattung des FBI und (unter anderem) die Volkszählung und stellten sicher, dass Faktoren wie Armutsniveau, Beschäftigungs- und Bildungsstatistiken und sogar Bierkauf pro Kopf berücksichtigt wurden.

Die Ergebnisse legten nahe, dass die Cannabislegalisierung keinen Anstieg dieser Verbrechen verursachte. Tatsächlich deuteten die Ergebnisse teilweise darauf hin, dass die Legalisierung dabei helfen könnte, die Kriminalitätsrate bei bestimmten Arten von gewalttätigen Verbrechen wie Körperverletzung und Totschlag zu senken.

Ein anderes Argument, dass unter Unterstützern von Legalisierungsbewegungen beliebt ist: Die Legalisierung von Cannabis wird dabei helfen, organisierte Kriminalität im Bezug auf Anbau, Verarbeitung und illegalen Verkauf der Droge zu reduzieren.

Wie gesagt, klingt dieses Argument recht logisch: Die Nachfrage nach illegalem Cannabis in den USA eindämmen, indem man die Droge legalisiert und somit im Wesentlichen organisierte Verbrechenseinheiten (wie mexikanische Kartelle) aus dem Geschäft drängen.

Es gibt aktuelle Nachweise, dass dies sogar der Fall sein könnte.

Ein Forschungsbericht, der im Juni 2017 im The Economic Journal veröffentlicht wurde, untersuchte im Besonderen, welche Wirkung legales Cannabis auf den mexikanischen Drogenhandel hat.[2]

Die Wissenschaftler hinter dieser Studie verließen sich auf die Statistiken des einheitlichen Kriminalitätsberichterstattungsprogramms des FBI und fokussierten sich speziell auf die Kriminalitätsanalyse in Bundesstaaten, die an der mexikanischen Grenze liegen.

Die Studie fokussierte sich in diesen Staaten auf gewalttätige Verbrechen wie Totschlag, Körperverletzung und Diebstahl. Die Ergebnisse zeigten, dass die Änderung der Cannabis-Gesetze in den USA mit einem Rückgang von 12% dieser Art von Verbrechen einhergeht.

Außerdem schlossen die Forscher aus der Analyse der Daten des Supplementary Homicide Report des FBI, dass die geringere Zahl von Morden in diesen Gegenden stark durch den Rückgang von Morden im Drogenmillieu bedingt war.

Den Forschern fiel auch auf, dass diese Auswirkungen besonders in Gegenden, die nahe an der mexikanischen Grenze liegen, sehr deutlich waren und dass die Legalisierung in Inlandsstaaten "überschwappen" könnte und so auch in den anliegenden Staaten zu einer Reduzierung der Kriminalität führen könnte.

In einem anderen aktuellen Forschungsbericht (veröffentlicht im Juni 2017 im Journal of Urban Economics) wurde nahegelegt, dass die Stilllegung legaler Marihuana-Ausgabestellen zu einem Anstieg der Kriminalität in der unmittelbaren Umgebung führte, in der die Arzneiausgabe betrieben wurde.[3]

In dem Bericht, geschrieben von Tom Chang von der USC Marshall School of Business und Mireille Jacobson von der Paul Merage School of Business der UC-Irvine, wurden Statistiken in Los Angeles analysiert, um zu prüfen, ob es eine Beziehung zwischen der Eröffnung und Schließung von Ausgabestellen und der Kriminalitätsrate in dieser konkreten Gegend gibt.

Die Autoren bemerkten, dass die Schließung einer Arzneiausgabe in der Nähe eines bestimmten Gebiets die Kriminalitätsrate in dieser Gegend steigen ließ, besonders Eigentumsdelikte und Diebstahl mehrten sich.

Sie merkten an, dass das Gleiche passiert, wenn ein Restaurant schließt und nahmen an, dass Cannabis-Apotheken, sowie Restaurants und andere Betriebe dabei helfen, Menschen in diese bestimmte Gegend zu locken und schließlich die Kriminalität reduzieren, weil die Gegend belebter wird.

CANNABIS UND KRIMINALITÄTSRATEN: EINE KOMPLEXE BEZIEHUNG

Cannabis und kriminalitätsraten: eine komplexe beziehung

Allerdings ist es wichtig anzumerken, dass die Nachrichten über die Auswirkung der Legalisierung auf Kriminalität nicht durchweg positiv sind.

Colorado wird häufig als Musterbeispiel für einen legalen Cannabismarkt aufgeführt. Google nach "Kriminalitätsrate in Colorado nach der Legalisierung" und Du wirst schnell unzählige Quellen finden, die behaupten, dass die Kriminalität seit der Legalisierung in diesem Staat signifikant gesunken ist.

Allerdings scheinen diese Statistiken etwas realitätsfern zu sein.

Kevin A. Sabet analysierte Statistiken des Denver Police Departments (auf Grundlage von Zahlen aus dem National Incident Based Reporting System von Denver) und zeigte, dass die Kriminalität in Denver im Jahr nach der Legalisierung tatsächlich zunahm.

"Die Polizeistatistiken der Stadt Denver zeigen, dass die Kriminalitätsrate aller Kriminalitätsarten, etwa 35 insgesamt, fast sieben Prozent höher liegt als im Vorjahreszeitraum. Interessanterweise sind Verbrechen wie öffentliche Trunkenheit um 237 Prozent und Drogenverstöße um 20 Prozent gestiegen", schreibt Sabet, Autor, Berater von drei US-Präsidialverwaltungen und Assistenzprofessor.[4]

In seinem Artikel merkt Sabet auch an, dass die Legalisierung von Cannabis in Colorado zu einem Zuwachs von Butangasexplosionen (als Resultat der Produktion von Konzentraten wie BHO) führte. Außerdem stieg die Anzahl der eingehenden Notrufe von Konsumenten, die unangenehme Nebenwirkungen des Cannabiskonsums erfuhren und vieles mehr.

Zu guter Letzt ist der Schwarzmarkt für Cannabis in Colorado weit davon entfernt, sich aufzulösen. Manche würden sogar sagen, dass die Legalisierung von Cannabis wenig Einfluss auf den illegalen Drogenhandel hatte, da die Drogenkartelle das Produkt immer noch billiger anbieten können als der Staat (hauptsächlich aufgrund von Steuern).

CANNABIS UND KRIMINALITÄT: DAS ENDGÜLTIGE URTEIL

Ein handfestes Fazit über das Verhältnis zwischen Cannabis und Kriminalität zu ziehen, ist absolut nicht leicht. Wie wir gesehen haben, gibt es eine starke Beweislage für die Argumente beider Seiten, sowie jeweils viel Kritik zu diesen Beweisen.

Allerdings gibt es eine Sache, die sicher ist: Cannabis zu legalisieren ist ein komplizierter Vorgang und den besten Weg zu finden, Marihuana wieder in die Gesellschaft zu integrieren, wird eine lange Zeit dauern.

Hoffentlich werden wir in naher Zukunft mit Hilfe ständiger Analysen der Legalisierungsmaßnahmen an Orten wie Colorado, anderen US-Staaten, sowie in Ländern wie Uruguay, den Niederlanden und Spanien, Lösungen finden.

Verweise

  1. ^ Journals Plos, The Effect of Medical Marijuana Laws on Crime - Evidence from State Panel Data, 1990-2006, abgerufen December-13-2018
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  2. ^ Wiley Online Library, Is legal pot crippling mexican drug trafficking organisations? the effect of medical marijuana laws on us crime, abgerufen December-13-2018
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  3. ^ Science Direct, Going to pot? The impact of dispensary closures on crime, abgerufen December-13-2018
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  4. ^ Huffingtonpost, Crime Is Up in Colorado - What That Tells Us About Pot Legalization and, Perhaps More Importantly, Lazy Reporting, abgerufen December-13-2018
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Max Sargent
Max Sargent

Max schreibt mittlerweile seit mehreren Jahren über Cannabis und Psychedelika. Mit der starken Überzeugung, dass eine offene, ehrliche Einstellung gegenüber Drogen und Drogenpolitik das Leben vieler Menschen verbessern kann, ist er bemüht, aufschlussreiche und informierte Meinungen zu dem Thema zu bieten.