8 Probleme in der Sämlingsphase und wie man sie behebt
Cannabissämlinge sind erstaunlich robust und können bei ausreichend Platz sowie einer guten Umgebung meist für sich selbst sorgen. Dennoch können während der Sämlingsphase Probleme auftreten. In diesem Fall musst Du wissen, was zu tun ist. Wir untersuchen acht häufige Sämlingsprobleme und besprechen, wie man sie behebt oder verhindert.
Inhaltsverzeichnis:
In diesem Artikel werden wir uns acht häufige und (meist) reversible Probleme ansehen, die Cannabissämlinge plagen können. Die gute Nachricht lautet, dass Du Deine Jungpflanzen in den meisten Fällen heilen und trotzdem eine beträchtliche Ernte einfahren kannst – und Du wirst bald herausfinden, wie das geht.
Falls Du beim Keimen Deiner Samen Probleme hast, dann lies unseren entsprechenden Artikel, in dem wir erklären, warum Samen möglicherweise nicht keimen.
Wie sollten Cannabissämlinge aussehen?
Cannabissämlinge sollten hellgrün, zart, glatt und generell gesund aussehen. Ein gesunder Sämling kommt mit Keimblättern aus der Erde, das heißt mit den ersten beiden Blättern, die sich bereits im Samen gebildet haben. Diese Blätter sind glatt mit abgerundeten Kanten und werden nicht als „echte“ Blätter angesehen. Sie werden nicht größer und bleiben an der Basis des Stängels, bis sie abfallen.
Wenn ein Sämling wächst, erscheint das erste echte Blattpaar. Es werden zwei Blätter sein und sie werden die gezackten Ränder haben, die wir mit Cannabis assoziieren. Diese Blätter werden mit der Zeit größer. In den ersten 10–14 Tagen des Wachstums sollte ein Cannabissämling beträchtlich an Höhe und Gesamtgröße zunehmen und am Ende dieser Phase zwischen drei und vier echte Blattpaare aufweisen. Zu diesem Zeitpunkt kann er als wachsende Cannabispflanze und nicht mehr als Sämling betrachtet werden.
Hinweise solltest Du jedoch nicht nur bei den Blättern suchen. Der Stängel einer Pflanze ist ebenso wichtig, da er das Xylem und Phloem beherbergt, die Wasser und Nährstoffe durch die Pflanze transportieren und für die Stabilität sorgen, die sie aufrecht hält.
In den ersten Wochen werden Stängel stark wachsen, aber sie sollten proportional zum Gesamtwachstum bleiben. Sämlinge, die übermäßig groß oder lang und dürr erscheinen, werden als sich streckende Sämlinge bezeichnet, was zu Problemen wie der Umfallkrankheit führen kann. Der Hauptgrund für Streckung, auch Vergeilung genannt, bei Sämlingen ist ein Mangel an ausreichend Licht.
8 häufige Probleme in der Sämlingsphase und wie man sie behebt
Wenn man gute Samen sowie gute Erde verwendet und unter den richtigen Bedingungen anbaut, sollten die meisten Sämlinge gesund aussehen und gut wachsen. Trotz unserer besten Bemühungen kann es jedoch manchmal zu Problemen kommen. Im folgenden Abschnitt werden wir acht häufige Probleme erläutern, die während der Sämlingsphase des Wachstums Deiner Cannabispflanze auftreten können. Für jedes Problem bieten wir einige Lösungen oder Präventionstechniken, um sicherzustellen, dass Dein Anbau nicht vereitelt wird, bevor er überhaupt begonnen hat.
1. Absterbende Sämlinge
Es gibt zahlreiche mögliche Ursachen für das Absterben von Sämlingen, aber die häufigste ist die sogenannte Umfallkrankheit (engl. damping off). Umfallkrankheit ist ein Oberbegriff für eine Reihe von Pilzinfektionen, die die Wurzeln von in Erde angebauten Sämlingen befallen und diese schnell abtöten. Sie können sogar Samen infizieren und die Keimung ganz verhindern.
Die Umfallkrankheit führt dazu, dass Sämlinge welken, schwach und durchweicht aussehen, dann umfallen und absterben. Die häufigste Ursache ist zu viel Wasser im Boden, was zur Entwicklung bestimmter Pilze wie Pythium führt. Auch ein Boden mit zu vielen Nährstoffen kann die Wahrscheinlichkeit der Umfallkrankheit erhöhen.
Lösung
Leider kann man die Umfallkrankheit nicht heilen. Aber man kann ihr Auftreten von vornherein verhindern und damit eine der größten Gefahren für Sämlinge beseitigen.
Um die Umfallkrankheit zu vermeiden, solltest Du immer saubere und hochwertige Erde verwenden. Erde, die schon einmal verwendet wurde, kann bereits Pythium und andere inaktive Pilze enthalten. Darüber hinaus solltest Du vermeiden, dass die Erde mit Wasser vollgesogen wird, und Dich auf biologische Nährstoffe beschränken. Tatsächlich benötigen in Erde angebaute Sämlinge keine zusätzlichen Nährstoffe, also lass den Dünger ganz weg.
Du kannst den Boden auch mit nützlichen Mikroben wie Mykorrhizapilzen anreichern, die eine Symbiose mit Cannabiswurzeln eingehen und dazu beitragen, sie vor Krankheitserregern zu schützen, und ihnen eine effizientere Nährstoffaufnahme ermöglichen.
2. Gelbe Flecken auf den Blättern
Gelbe Flecken auf den Blättern können auf mehrere Probleme hindeuten:
- Nährstoffprobleme: Bei Sämlingen besteht im Grunde keine Gefahr einer Unterversorgung, zumindest nicht in Erde, aber sie können leicht überdüngt werden. Wie bereits erwähnt, besteht beim Anbau in Erde in den ersten drei oder vier Wochen überhaupt kein Bedarf an Nährstoffen. Eine Überdüngung kann dazu führen, dass die Wurzeln die Nährstoffe nicht richtig aufnehmen können, und Sämlinge sind besonders empfindlich.
- Krankheitserreger: Gelbe Flecken können auch durch Insekten wie Mottenschildläuse verursacht werden, die sich von Blättern ernähren. Dort, wo sie die äußere Oberfläche durchstechen, um den Saft zu verzehren, bleiben gelbe Flecken zurück. Diese verfärben sich dann oft braun.
Lösung
Im Falle einer Überdüngung ist es am besten, ganz auf die Verabreichung von Nährstoffen zu verzichten. Sämlinge im Erde benötigen keine zusätzliche Düngung und Sämlinge in inerten Substraten benötigen nur sehr wenig. Je nach Anbaumethode kann es sehr schwierig sein, überschüssige Nährstoffe aus den Substrat zu entfernen, daher ist es am besten, dies zu vermeiden. Es ist immer besser, Deine Sämlinge möglicherweise zu unterdüngen, als sie zu überdüngen.
Bei Insekten kommt es auf das Alter Deiner Sämlinge an. Insektizide Seifen können bei etwas älteren Pflanzen gut wirken, bei sehr jungen Sämlingen aber schädlich sein – auch wenn sie vielleicht die einzige Möglichkeit sind. Besser ist es, Deine Pflanzen sorgfältig zu beobachten und zu versuchen, alle Insekten manuell zu entfernen, bevor sie Schaden anrichten können.
3. Spindeldürre Sämlinge, winzige Blätter
Wenn Sämlinge groß und spindeldürr werden, mit unterentwickelten Blättern, ist wahrscheinlich Lichtmangel die Ursache für dieses Problem. Sobald Sämlinge aus dem Boden kommen, streben sie zum Licht, denn das ist für ihre Entwicklung essenziell. Wenn sie ausreichend Licht haben, wachsen sie weniger hoch, da sie nicht versuchen, aus dem vermeintlichen Unterholz herauszukommen. Bei nicht genügend Licht werden sie versuchen, hoch und schnell zu wachsen, in der Hoffnung, sich über das zu erheben, was das Licht blockiert.
Spindeldürre Stängel sind weniger in der Lage, das Gewicht des Blatt- und Blütenwachstums zu tragen, und werden schließlich umfallen, wenn sie nicht gestützt werden. Wenn Du vermeiden möchtest, dass Du Deine Pflanzen während ihres gesamten Lebens physisch stützen musst, ist es wichtig, sie daran zu hindern, sich zu strecken.
Lösung
Der beste Weg, zu verhindern, dass sich Sämlinge strecken, ist die Verwendung hochwertiger Lampen im richtigen Abstand zu den Pflanzen. Wenn Du Kompaktleuchtstoff- oder LED-Lampen verwendest, solltest Du sie etwa 10cm von den oberen Blättern entfernt aufhängen. Falls Du eine Art von Hochdruck-Gasentladungslampe (zum Beispiel NDL) verwendest, sollte sie etwa 50cm von den oberen Blättern entfernt hängen, da es sonst zu Verbrennungen Deiner Pflanzen kommen kann.
4. Herabhängende, gelbe Blätter
Herabhängende Sämlinge sind in der Regel das Ergebnis von Überwässerung. Sie werden nicht trocken und welk, sondern hängen durch und entwickeln gelbe Blätter, die schließlich braun werden.
Lösung
Ältere Pflanzen kannst Du aus der Erde entfernen, ihre Wurzeln trocknen, beschneiden und umtopfen. Bei Sämlingen ist das nicht möglich, also sind die Möglichkeiten etwas begrenzt. Du könntest versuchen, sie umzupflanzen, wenn sie sich ohnehin in diesem Stadium befinden, und hoffen, dass die neue Erde einen Großteil des überschüssigen Wassers aufnimmt – aber es könnte bereits zu spät sein.
Es ist besser, eine Überwässerung von vornherein zu vermeiden. Neben dem Vermeiden von Überwässerung kannst Du die Drainage verbessern, indem Du Perlit in die Erde mischst und Töpfe verwendest, die gut abfließen, zum Beispiel Stofftöpfe.
5. Trockene und verbrannte Blätter
Diese Symptome können mehrere Ursachen haben:
- Unterwässerung: Wenn Deine Sämlinge trocken und verwelkt aussehen, mit gelben Blättern, könnten sie dehydriert sein. Wenn der Boden feucht ist, kann dies nicht der Fall sein. Die Sämlinge trocknen nur dann aus, wenn der Boden vollständig trocken ist.
- Lichtbrand: Wenn Deine Indoor-Anbaulampen zu nah über den Sämlingen hängen, kann sich das als Verbrennung der Blätter bemerkbar machen.
- Überdüngung: Wenn Du Deine Sämlinge überdüngst, können die Blätter verbrannt und trocken aussehen. Falls Du Unterwässerung und Lichtbrand ausgeschlossen hast, könnte dies der Fall sein.
Lösung
Je nach Ursache kannst Du trockene und verbrannte Blätter wie folgt behandeln:
- Die Lösung für dehydrierte Pflanzen ist einfach – gieße sie! Sie sollten sich schnell erholen.
- Wenn Deine Anbaulampe zu nah an den Pflanzen positioniert ist, hänge sie höher und befolge dabei die Richtlinien aus dem Abschnitt „Spindeldürre Sämlinge, winzige Blätter“.
- Bei überdüngten Pflanzen solltest Du das Substrat spülen, um überschüssige Nährstoffe zu entfernen, und neu beginnen.
6. Stagnierendes Wachstum und verfärbte Blätter
Wenn das Wachstum nach dem Auftauchen des ersten echten Blattpaares zum Stillstand gekommen ist und die Blätter blassgelb erscheinen, liegt das wahrscheinlich an einem Stickstoffmangel. Die Sämlinge sind in der Lage, ihr erstes echtes Blattpaar ohne zusätzliche Nährstoffe zu entwickeln, aber danach brauchen sie Hilfe.
Lösung
Wenn Du in Erde anbaust, ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine Unterdüngung ein Problem für die Sämlinge darstellt, und Du solltest bei der Zugabe von Dünger sehr vorsichtig sein. Falls Du in einem inerten Substrat anbaust, ist es wahrscheinlicher, dass dies ein Problem darstellt.
Füge so wenig Dünger wie möglich hinzu, da so kleine Pflanzen nur sehr wenig brauchen, um zufrieden zu sein. Befolge die Anweisungen genau und lass Dich nicht dazu verleiten, überzukompensieren!
7. Sämlinge mit Samenschale
Wenn die Luftfeuchtigkeit nicht hoch genug ist, können die Sämlinge ihre Schalen möglicherweise nicht richtig abwerfen. Dies kann dazu führen, dass sich die Blätter nicht so entwickeln, wie sie sollten, und kann, wenn es nicht behandelt wird, je nach Schwere des Problems letztendlich das Absterben der Pflanzen zur Folge haben.
Wenn die Schale an der Basis des Stängels festsitzt, kann das unproblematisch sein. Falls sie jedoch die Blätter bedeckt, kann dies ein echtes Problem darstellen und sollte behandelt werden.
Lösung
Wenn dieses Problem auftritt, ist es ganz leicht zu beheben. Zunächst solltest Du versuchen, den Samen und den Sämling mit einem Wassernebel zu besprühen. Oft reicht diese zusätzliche Feuchtigkeit aus, damit die Schale abfällt. Falls das nicht funktioniert, kannst Du die Schale mit einer Pinzette (sehr vorsichtig) manuell entfernen.
Achte darauf, dass auch die weiche Membran, die die Innenseite der Schale auskleidet, entfernt wird, denn wenn sie an den Blättern kleben bleibt, kann sie weiter Probleme verursachen.
8. Schlecht entwickelte Wurzeln
Es kann schwierig sein, festzustellen, ob sich die Wurzeln richtig entwickeln oder nicht, aber wenn die Pflanze Wachstumsprobleme zu haben scheint und Du andere Optionen ausgeschlossen hast, könnte es sich um ein Problem mit den Wurzeln handeln.
Lösung
Sämlinge benötigen viel blaues Licht, um ihre Wurzeln richtig entwickeln zu können. Die meisten Cannabis-Anbaulampen sollten dieses Licht in ausreichender Menge ausstrahlen, aber stelle sicher, dass die LEDs auf den Wachstumsmodus, nicht auf den Blütemodus gestellt sind.
Wenn Du den Verdacht hast, dass Deine Lampen nicht gut genug sind, kannst Du Kompaktleuchtstofflampen für Deine Sämlinge verwenden, die reichlich blaues Licht ausstrahlen und perfekt für die frühen Phasen des Cannabiswachstums sind.
Können verkümmerte Cannabissämlinge wieder gesund werden?
Das hängt wirklich von der Ursache ab, aber insgesamt sind die Aussichten positiv. Bei bestimmten Problemen ist mit einer Heilung zu rechnen, oft ohne bleibende Schäden. Sämlinge können sich erholen von:
- Unterwässerung
- Überdüngung
- Inadäquater Beleuchtung
- Einer festsitzenden Schale
- Unterdüngung
- Krankheitserregern
Sie erholen sich nicht von:
- Pilzinfektionen wie der Umfallkrankheit
- Überwässerung
Abschließende Tipps für die Sämlingsphase von Cannabispflanzen
Hier sind einige allgemeine Tipps für den erfolgreichen Anbau von Cannabissämlingen:
- Die besten Wachstumsbedingungen für Cannabissämlinge schaffen: Das bedeutet eine Temperatur von etwa 23°C, eine relative Luftfeuchtigkeit von circa 60%, angemessene Beleuchtung, gute Luftzirkulation und minimalen Stress.
- Richtiger Umgang mit Sämlingen: Pflanzen sind in dieser Phase sehr empfindlich und müssen vorsichtig sowie behutsam behandelt werden.
- Vorsichtig sein: Nicht überdüngen oder überwässern. Beides ist viel schlimmer als eine Unterdüngung oder Unterwässerung, sei also immer vorsichtig und nicht dekadent.
- Geeignete Anbaubehälter verwenden: Lass Deine Sämlinge so lange in einem Zimmergewächshaus, bis sie zu groß dafür sind, denn das ist eine ideale, geschützte Umgebung.
- Behutsames Umpflanzen: Es ist wichtig zu wissen, wie und wann man die Sämlinge aus den Anzuchtschalen umpflanzt. Die schnelle Antwort lautet: Wenn sie 3–4 Blattpaare haben. Das Umpflanzen bringt die Pflanzen in ihr nächstes und oft letztes Zuhause, daher ist es wichtig, dass es richtig gemacht wird.
Vermeide Probleme und baue glückliche Cannabissämlinge an
Probleme werden immer auftreten, doch wenn man sie im Vorhinein kennt, kann man ihr Auftreten sehr viel unwahrscheinlicher machen. Und wie Du sehen kannst, können die meisten Probleme, die Cannabissämlingen zu schaffen machen, gelöst werden, also ist nicht alles verloren, wenn etwas schiefgeht!