Marihuana-VIP: Jack Herer


Marihuana-VIP: Jack Herer
Luke Sholl

Jack Herer ist einer der kultigsten Cannabis- und Hanfaktivisten. Er ist vor allem für sein Buch ‚Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf‘ von 1985 bekannt.

Nur wenige Namen in der Cannabisindustrie rufen Emotionen hervor wie Jack Herer. Jack ist wohl einer kultigsten Cannabis-/Hanf-Aktivisten in der Geschichte und seine Arbeit hat deutliche Spuren in der Cannabisindustrie und der Legalisierungsbewegung hinterlassen.

Trotz seiner ihn auszeichnenden radikalen und leidenschaftlichen Ansichten über Cannabis, sowie über das Verbot und das Potenzial der Hanfpflanze, war Jack jedoch nicht immer der Weed-Enthusiast, den wir heute kennen. In der Tat probierte er Cannabis erstmals, als er weit jenseits der 30 war.

JACK HERER: EIN UNWAHRSCHEINLICHER HANF-IMPERATOR

Jack Herer wurde 1939 in eine konservative jüdische Familie hineingeboren. Er wuchs in Buffalo, NY, auf und trat mit 17 in die Armee ein, wo er im Korea der Nachkriegszeit als Militärpolizist diente. In seinen späten Zwanzigern war Jack verheiratet, hatte drei Kinder und lebte das, was viele als ziemlich normales Leben bezeichnen würden.

Dank seiner Zeit in der Armee war Jack ein stolzer Amerikaner und ein überzeugter Republikaner, der traditionelle konservative amerikanische Werte und Ideale selbstverständlich teilte. So unterstützte er die Rolle Amerikas im Vietnam-Krieg und bezeichnete die Antikriegsprotestler der wütenden 60er Jahren als „die un-amerikanischten Kinder der Welt."

Überraschenderweise hasste Jack Marihuana hauptsächlich wegen seiner Verbindung zur Hippie-Bewegung und anderen Subkulturen. Außerdem gab er zu, eine tiefsitzende Furcht vor der Droge zu haben, vor allem wegen der „Reefer-Madness“-Kampagnen, die er als Kind gesehen hatte.

JACK HERER UND SEINE BEZIEHUNG ZU WEED

Was also genau führte dazu, dass aus diesem konservativen, hart arbeitenden Amerikaner einer der größten Cannabisaktivisten auf dem Planeten wurde? In den späten 60er Jahren ließen sich Jack und seine Frau scheiden. Eines Nachts änderte Jacks neue Freundin unwissentlich sein Leben, indem Sie ihm eine scheinbar einfache Frage stellte.

„Sie fragte:‚Jack, hast du jemals Marihuana geraucht?‘ Ich sagte natürlich: Nein. Sie sagte:‚Solltest Du aber‘“, wie Jack sich in einem Interview für den Dokumentarfilm mit dem Titel „Jack Herer- Emperor of Hemp“ erinnert. Von da an sollte Jacks Leben nie wieder dasselbe sein.

„Ich hatte all diese Empfindungen, von denen ich noch nicht einmal ahnte, dass ein Mensch sie erleben kann, und sagte zu ihr:‚Warum ist das Zeug illegal?‘“, berichtete Jack über seine ersten Erfahrungen mit Pot. „Ich fing an, mir das anzuhören, was die Demonstranten über den Krieg in Vietnam zu sagen hatten und ihre Worte hatten wirklich Bedeutung und Substanz. "

Im Jahr 1973 war Jack Co-Autor eines kleinen Cartoons über Cannabis mit dem Titel „Grass: Great Revolutionary American Standard System“, das er zusammen mit seinem Freund Al Emmanuel verfasst hatte. Er ahnte nicht, dass das Buch im Untergrund eine treue Gefolgschaft finden und rund 30.000 Exemplare verkaufen würde. Fast über Nacht wurde Jack zu einer Pot-Autorität.

„Jeder dachte, ich würde alles über Pot wissen...dabei hätte ich noch nicht mal eine Cannabispflanze auf einem Feld erkennen können“, sagte Jack. Allerdings dauerte es nicht lange, bis er sich über die Geschichte der Pflanze und deren komplexe Beziehung zur Menschheit informiert hatte.

Jack wusste bald Bescheid über Hanf, seine Beziehung zu Cannabis und die vielen industriellen Anwendungen der Pflanze, was die Basis für seinen Aktivismus der kommenden Jahre legte. Er wandte sich an andere Aktivistengruppen wie die National Organization for the Reform of Marijuana Laws (NORML) und forderte sie zur Zusammenarbeit auf. Leider begleitete niemand Jack auf seinem Hanf-Kreuzzug.

Aktivistengruppen wie NORML kämpften in erster Linie gegen die Kriminalisierung von Cannabis und die rechtlichen Probleme, die das Verbot den Cannabiskonsumenten bereitete. Hanf dagegen war für die meisten Aktivisten bestenfalls zweitrangig. Dieser Umstand führte in Kombination mit Jacks Neigung zur Cholerik, die ihn über viele Themen wettern ließ, dazu, dass seine Botschaft meist auf taube Ohren stieß.

Dennoch gelang es Jack, jemanden zu überzeugen, und zwar einen Cannabisaktivisten, der als Captain Ed bekannt war und in Los Angeles Captain Ed´s H&H Shoppe führte. Gemeinsam werden Jack und Captain Ed, der mit bürgerlichem Namen Ed Adair hieß, in den Folgejahren Tausende von Unterschriften zu knallharten Cannabis- und Hanfthemen sammeln.

„Captain Ed und ich hatten einen Schwur geleistet. Wir schworen uns, jeden Tag für die Legalisierung von Cannabis zu arbeiten - bis wir entweder tot sind, Cannabis tatsächlich legal ist oder wir 84 werden“, sagte Jack. „Wir haben es immer als eine zu große Ungerechtigkeit empfunden, dass jemand wegen Cannabis im Gefängnis sitzt, als dass wir es hätten ertragen können, der Sache den Rücken zu kehren und nicht all unsere Zeit mit dem Versuch zu verbringen, diesen Zustand zu ändern.“

JACKS OFFENBARUNG: HANF KANN DIE WELT RETTEN

Im Jahr 1974 erlebte Jack etwas, was er fortan als „Quantensprung“ beschreiben sollte: Als Zusammenfassung aller Dinge, die er über Cannabis und Hanf in Erfahrung gebracht hatte, kam Jack zu der plötzlichen Einsicht, dass diese Pflanze möglicherweise die Welt retten könnte.

Jack erkannte, dass jedes Produkt, dass derzeit aus Holz, Fasern oder Erdöl hergestellt wird, tatsächlich auch unter Verwendung von Hanf gefertigt werden kann: Von Papier über Kleidung bis hin zu sauberem Kraftstoff könnte Hanf im Grunde genommen das Rückgrat für alle Industriezweige der Welt bilden. Für Jack war Hanf die Lösung der drängenden globalen Probleme wie Umweltverschmutzung, globale Erwärmung, Verlust der Wälder und vieles mehr.

Zunächst trug Jacks neu gewonnener Enthusiasmus für den Hoffnungsträger Hanf wenig dazu bei, sein Image unter Cannabisnutzern und -aktivisten zu verbessern. „Meine eigenen Kinder dachten, ‚Papa, Du übertreibst völlig‘“, erinnert er sich. „NORML sah dies genau so;...Wenn man ernsthaft den Leuten erzählen will, dass Marihuana die Welt retten kann, wird niemand, der noch einen Funken Selbstachtung besitzt, sich der Marihuana-Bewegung anschließen."

Trotz dieser Kritik blieb Jack seiner Überzeugung treu. 1979 eröffnete er gemeinsam mit Adair den ersten Hanfladen in den USA, einen kleinen Stand im Freien am Venice Beach in Kalifornien, wo Jack bald zu einem Symbol für den berühmten Venice Boardwalk wurde.

„THE EMPEROR WEARS NO CLOTHES“

THE EMPEROR WEARS NO CLOTHES

Die 1980er Jahre markieren den Beginn der Null-Toleranz-Politik der USA gegenüber Cannabis und andere Drogen. Im Jahr 1981 wurden Jack und eine Gruppe von Demonstranten verhaftet, weil sie für die Cannabisreform geworben hatten. Jack weigerte sich, die Geldstrafe in Höhe von $5 zu zahlen und wurde deshalb verhaftet. 1983 landete er dann im Bundesgefängnis auf Terminal Island, CA.

Wie viele große Revolutionäre nutzte auch Jack seine Zeit im Gefängnis, um mit der Arbeit an einem Buch zu beginnen. Im Jahr 1985 veröffentlichte er „The Emperor wears no clothes“ (dt. „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ ) - wohl eine der größten Publikationen über Cannabis und Hanf, die jemals den Weg in die Bücherregale gefunden hat. Das Buch wurde ein Untergrund-Phänomen und es wurden weltweit mehr als 600.000 Exemplare in 11 Auflagen verkauft.

Das Buch, das als erste „Hanf-Bibel“ gilt, dokumentiert die lange, komplizierte und vergessene Geschichte der Hanfpflanze und befasst sich ebenso mit ihren medizinischen, kommerziellen und industriellen Verwendungsmöglichkeiten. Jack ließ es sich nicht entgehen, in seinem Buch auch ein sarkastisches Schlaglicht auf einige der größten Ereignisse innerhalb der Geschichte des Hanf-/Cannabisverbots zu werfen und legte insgesamt den Grundstein für die meisten Legalisierungskampagnen, die noch heute aktiv sind.

Das Buch untersucht im Detail auch eine von Jacks größten Leidenschaften: die Verwendung von Hanf als Kraftstoff. Er führt die Idee aus, dass Hanföl buchstäblich die ganze Welt mit Energie versorgen könnte und damit eine tragfähige Lösung für die Probleme der globalen Erwärmung, Abholzung und Umweltverschmutzung anzubieten hat, die gewissermaßen den Planeten rettet. Das Buch lobt zudem für die Widerlegung von Jacks Argumentation eine Belohnung in Höhe von 50.000$ aus.

DER TOD DES IMPERATORS

Im Jahr 2000 erlitt Jack einen leichten Herzinfarkt und Schlaganfall, woraufhin er Artikulationsprobleme bekam und seine rechte Körperhälfte nicht mehr wie gewohnt bewegen konnte. Allerdings erholte er sich wieder und behauptete, die Verwendung eines psychoaktiven Pilzes (Amanita muscaria, Fliegenpilz) sei das „Geheimnis“ seiner Genesung gewesen.

Leider erlitt Jack im Jahr 2009 einen weiteren Herzanfall, in dessen Folge er im Jahr 2010 verstarb.

DAS ERBE DES IMPERATORS

Jack Herer ist unbestreitbar eine der kultigsten Figuren innerhalb der Bewegung für die Cannabislegalisierung. Sensi Seeds haben zur Erinnerung an Jack sogar eine kraftvolle Sativa-/Indica-Sorte geschaffen, die im Folgenden die Herzen vieler Hanffreunde gewann und gewinnt. Der Name dieser Sorte? Natürlich „Jack Herer“.

Es versteht sich von selbst, dass Jack nicht gerade wenig Kritik einstecken musste. Europäische Hanfexperten wie zum Beispiel Dr. Hayo M. G. van der Werf kritisierte offen einige der Argumente/Fakten, die Jack in seinem Buch vorgestellt hat.

Aber unabhängig davon, ob Du mit Jack übereinstimmst oder nicht, musst Du die Leidenschaft anerkennen, die er für Cannabis und Hanf empfand und die ihn dazu anstachelte, der Öffentlichkeit die Augen für Hanf/Cannabis und ihre lange Beziehung zur Menschheit zu öffnen.

 

 

Luke Sholl
Luke Sholl

Fasziniert vom Wellness-Potenzial der Natur, hat Luke bereits über ein Jahrzehnt damit verbracht, über Cannabis und seine große Auswahl an Cannabinoiden zu schreiben. Er erstellt, recherchiert und schreibt Inhalte für Cannaconnection – neben mehreren anderen branchenbezogenen Veröffentlichungen – und nutzt dafür starke technische SEO-Fähigkeiten sowie sorgfältige Recherchen, um Tausenden von einzelnen Besuchern evidenzbasiertes Material bereitzustellen.