Warum ist Dunkelheit für Cannabispflanzen wichtig?
Es besteht immer die Möglichkeit von zu viel des Guten. Dies gilt auch für Licht und Cannabispflanzen. Obwohl sie Licht lieben, macht eine gute Dosis Dunkelheit sie sogar noch glücklicher. Für viele Aspekte des Anbauprozesses ist die Nutzung der Kraft der Dunkelphase der Schlüssel zu einem erfolg- und ertragreichen Cannabisanbau.
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Das Licht ist ein gewichtiger Teil des Cannabisanbaus. Wenn Du Dir einen Cannabis-Grow vorstellst, malst Du Dir vermutlich einen Raum mit riesigen, brillanten Lampen aus, die über einem Beet aus Pflanzen schimmern. Doch die Natur liebt das Gleichgewicht und daher liebt Cannabis auch die Dunkelheit.
In der Dunkelheit durchlaufen Cannabispflanzen unterschiedliche Prozesse als am Tag. Die Länge der Dunkelphase verrät ihnen, welche Jahreszeit es gerade ist, und sie löst verschiedene Phasen in ihrer Entwicklung aus. Cannabissamen können ohne die Dunkelheit, die ihnen sagt, dass sie unter der Erde sind, nicht keimen, und die Dunkelheit schützt die Cannabiswurzeln vor unerwünschtem Befall und Krankheiten.
Eine Vernachlässigung der Dunkelphase bei Deinem Cannabisanbau bedeutet also, die Pflanzen selbst zu vernachlässigen. Mit ein bisschen Sorgfalt ist es leicht, die völlige Dunkelheit zu erreichen, die Pflanzen zum ordentlichen Gedeihen benötigen. Wenn die Zeit der Ernte gekommen ist, wirst Du dankbar sein, diese Mühen auf Dich genommen zu haben.
Photoperiodisches Cannabis: Was passiert bei Nacht?
Jeder weiß, dass Pflanzen Photosynthese betreiben, wenn sie Licht ausgesetzt sind. Doch wie auch bei Tieren, gibt es verschiedene Vorgänge, die während der Nacht stattfinden. Daher ist es wichtig, Deinen Cannabispflanzen eine ausreichende Zeit lang Dunkelheit zu geben.
Während die Pflanzen tagsüber Photosynthese betreiben und damit selbst Energie erzeugen, verstoffwechseln sie ihre Energievorräte während der Nacht. Überschüssige Energie, die am Tag eingefangen wurde, wird nicht einfach verschwendet, sondern in Stärke umgewandelt, um sie in Phasen ohne Licht zu nutzen. Du kannst es Dir wie die Fettreserven eines Tieres vorstellen. Ob es für die Pflanzen unabdingbar ist, diese Stärke tatsächlich zu verstoffwechseln, ist nicht eindeutig geklärt. Was dagegen (von autoflowering Pflanzen) bekannt ist, ist dass konstantem Licht ausgesetzte Cannabispflanzen nicht zwingend bessere oder stärkere Erträge erzeugen.
Darüber hinaus bestimmen photoperiodische Cannabispflanzen anhand der von ihnen erkannten Lichtmenge, wie sie wachsen sollen. In freier Wildbahn neigen sie dazu, im Frühjahr und Frühsommer zu sprießen und verbringen die langen Sommertage damit, unter dem starken Licht der Sonne zu wachsen.
Wenn die Tage beginnen, kürzer zu werden, und es weniger als rund 14 Stunden hell ist, löst dies die Blütephase aus, in der weibliche Pflanzen Blüten und männliche Pollensäcke produzieren. Durch Eingriffe in diesen Photoperioden-Rhythmus ist es möglich, dass die Cannabispflanze dauerhaft in der vegetativen Phase verbleibt, von der Blüte zurück in die vegetative Phase wechselt, frühzeitig zu blühen beginnt oder gar stirbt. Eine Pflanze wird im Allgemeinen einen unvorhersehbaren Lichtzyklus nicht belohnen.
Wie viel Dunkelheit braucht Cannabis?
Deine Entscheidung, ob Du entweder photoperiodische oder autoflowering Sorten anbaust, bestimmt, wie viel Licht Dein Cannabisanbau benötigt. Autoflowering Sorten enthalten Ruderalis-Genetik, die dafür sorgt, dass sie ihrer eigenen inneren Uhr statt dem Rhythmus der Jahreszeiten folgen. Dies bedeutet, dass sie keinen bestimmten Hell-Dunkel-Zyklus benötigen. Doch dazu mehr in Kürze. Nachfolgend beschreiben wir die Lichtanforderungen für photoperiodische Graspflanzen an bestimmten Punkten ihres Wachstumszyklus, bevor wir uns den autoflowering Sorten zuwenden.
Vegetative Phase
Sie fällt zwischen die Sämlings- und Blütephase. Mehr oder weniger sobald der Sämling die Erde durchbrochen hat, betritt er die vegetative Phase. An diesem Punkt wird er sich auf den Wuchs nach oben und die Ausbildung von Blättern zur Photosynthese konzentrieren.
Am häufigsten wenden Indoor-Grower in dieser Zeit einen 18/6-Lichtzyklus an. Das bedeutet 18 Stunden Licht und 6 Stunden Dunkelheit (in 24 Stunden). Dies gibt den Pflanzen das Signal, in der vegetativen Phase zu bleiben und spendet ihnen viel Licht, mit dem sie Photosynthese betreiben und Energie für das Wachstum erzeugen können.
Der 6/2-Lichtzyklus
Einige wenige Indoor-Grower wenden während der vegetativen Phase einen 6/2-Beleuchtungsplan an. Dies bedeutet, dass Pflanzen jeden Tag drei Hell- und drei Dunkelphasen durchlaufen. Die dafür angeführten Vorteile sind, dass es Lichtstress verhindert und Deinen Anbauraum oder Deine Growbox so abkühlen kann. Einige behaupten auch, dass es den Pflanzen Ruhephasen ermöglicht, aber das ist eher strittig.
Wenngleich es den Pflanzen nicht schadet, ist nicht wirklich klar, ob sie davon profitieren. Insgesamt ist es vermutlich am besten, bei in der Praxis bewährten Methoden zu bleiben, die eher den natürlichen Vorgängen entsprechen, die Du letztlich nachahmen möchtest.
Blütephase
Um die Pflanzen dazu zu zwingen, in die Blütephase überzugehen, muss der Beleuchtungsplan auf 12 Stunden Licht und 12 Stunden Dunkelheit (12/12) umgestellt werden. Dies spiegelt die kürzer werdenden Herbsttage wider und sagt den Pflanzen, dass der Winter kommt und es Zeit ist, sich zu vermehren, bevor die Kälte ihnen den Garaus macht.
In dieser Phase ist es äußerst wichtig, während der Dunkelphase in den Anbauraum eindringendes Licht zu verhindern. Wenn die Pflanzen längere Tage wahrnehmen, könnten sie wieder zurück in die vegetative Phase fallen und dies kann die Qualität des Endprodukts ernsthaft beeinflussen.
Dunkelphase vor der Ernte
Obwohl es keineswegs zwingend erforderlich ist, lassen viele Grower ihre Pflanzen direkt vor der Ernte rund zwei Tage in völliger Dunkelheit. Auch wenn nicht vollständig geklärt ist, ob es tatsächlich stimmt, hat es doch den Anschein, als würde diese Dunkelheit in der Pflanze einen letzten Schub der Cannabinoid- und Terpenproduktion auslösen. Zusammen mit einer Spülung in den letzten Lebenswochen können diese beiden Methoden Deinen finalen Blüten den letzten Schliff verleihen.
Wie kommt es dazu? Das weiß niemand. Eine Hypothese besagt, dass die Cannabinoide, die die Pflanze unter anderem vor UV-Strahlen schützen sollen, im Licht verbraucht werden, so dass sie in der Nacht wieder aufgefüllt werden. Dafür spricht die Tatsache, dass Cannabispflanzen am Ende der Nacht die höchsten und am Ende des Tages die niedrigsten Cannabinoidwerte aufweisen.
Was auch immer wirklich passiert, sind Deine Pflanzen an diesem Punkt beinahe fertig, so dass es unwahrscheinlich ist, irgendwelche negativen Auswirkungen zu haben.
Autoflowering Cannabis und Dunkelheit
Bei autoflowering Pflanzen sieht die Sache ein wenig anders aus. Da sie ihrer eigenen Uhr folgen, führt Lichteinwirkung nicht dazu, dass sie in bestimmte Entwicklungsstadien eintreten oder dort verbleiben. Trotzdem brauchen sie Licht als Energiequelle und die Dunkelheit zur Erholung. Nur die Dauer der einzelnen Zyklen muss nicht exakt festgelegt werden.
Der häufigste Lichtzyklus für autoflowering Pflanzen ist 18/6 von Anfang bis Ende. Dadurch erhalten sie reichlich Licht für ihr Wachstum, haben aber auch eine gewisse Ruhezeit. Einige Grower halten sich auch an einen photoperiodischen Beleuchtungsplan und schalten während der Blütephase auf 12/12 um. Aber in diesem Fall folgt das Licht der Pflanze und nicht umgekehrt.
Einige Anbauer entscheiden sich für eine konstante Beleuchtung (24/0). Ob dies zu besseren oder schlechteren Ergebnissen führt, ist unklar, aber die Marihuana-Pflanzen scheinen damit zurechtzukommen. Wir raten jedoch davon ab, da die Pflanzen nicht nur keinen Dunkelzyklus erhalten, sondern es auch teuer ist, die Gefahr von Lichtverbrennungen besteht und wahrscheinlich ein großer Hitzestau entsteht.
Wann sollte ich das Licht ausschalten?
Das hängt von Dir ab. Ganz gleich wie Dein Beleuchtungsplan aussieht, wird er für Deine Pflanzen Tag und Nacht nachstellen. Das Wichtigste, was Du im Hinterkopf behalten solltest, ist, dass Du nahezu jeden Tag bei ihnen vorbeischauen musst, und das kannst Du nicht in völliger Dunkelheit tun. Wenn Du während der Dunkelphase reinkommen willst, musst Du ein grünes Licht benutzen. Am besten ist es jedoch, dies einfach zu vermeiden.
Daher scheint es sinnvoll, die Nacht dann über sie kommen zu lassen, wenn auch Du schläfst. Oder zumindest solltest Du sicherstellen, dass es genug Überschneidung zwischen ihrem wachen Tag und Deinem gibt.
Die Wichtigkeit der Vermeidung von Lichteinfall
Bei photoperiodischen Pflanzen ist es äußerst wichtig, sicherzustellen, dass ihre Dunkelphase auch wirklich dunkel ist. "Düster" reicht nicht aus. Sie brauchen es so schwarz wie die Nacht. Die Lichtverschmutzung von Straßenlampen, Lampen in Deinem Haus oder jeder anderen Lichtquelle kann ausreichen, um sie denken zu lassen, dass es noch Tag wäre.
Wie erwähnt, können Lichtlecks Deine Pflanzen vom Blühen abhalten, dafür sorgen, dass sie die Blüte abbrechen und eine Reihe weiterer unerwünschter Auswirkungen verursachen. Eine der schwerwiegendsten Folgen davon ist, dass sie zum Zwitter beziehungsweise Hermaphrodit werden. Wenn weibliche Cannabispflanzen das Gefühl haben, dass sie sich in einer ungünstigen Umgebung befinden, werden sie sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale ausbilden, so dass sie sich selbst bestäuben und somit die Wahrscheinlichkeit ihrer Vermehrung erhöhen können. Dies mag eine unglaubliche Funktion der Natur sein, aber es ist nicht gerade förderlich, wenn man eine Rekordernte hochwertiger Blüten einfahren möchte.
Wenn Du in einem Grow-Zelt anbaust, sollte es bereits jegliches Licht von außen abschirmen. Wenn es reißt, sollte ein einfacher Streifen Duct-Tape genügen, um das Loch zu versiegeln. Falls es nicht funktioniert, ist es vielleicht Zeit, in ein neues Zelt zu investieren.
Wenn Du in einem Gewächshaus anbaust, kannst Du eine lichtundurchlässige Plane darüber ziehen, um Deine Pflanzen im Dunkeln zu halten.
Freilandanbau: Lichtentzug
Für alle, die im Freien anbauen, kann es nützlich sein, Deinen Pflanzen das Licht künstlich zu entziehen, um so die Blüte früher einzuleiten. Der wichtigste Grund dafür ist die Vorsorge, falls der kommende Herbst vermutlich kalt und unwirtlich für Deine Pflanzen sein wird. In diesem Fall willst Du, dass sie früher fertig werden, als es auf natürliche Weise der Fall wäre.
Wenn Du im Freien anbaust, bist Du meistens den Jahreszeiten ausgeliefert. Doch es gibt Lichtentzugstechniken, die Du nutzen kannst, wie zum Beispiel tragbare Strukturen über oder um Deine Pflanzen zu platzieren, um sie in die Dunkelheit zu bringen. Allerdings ist das ziemlich fortgeschritten und für den durchschnittlichen Grower eine große Aufgabe. Wenn Du draußen in Töpfen anbaust, ist eine andere Möglichkeit, sie für ihre Dunkelphase reinzuholen. Mit vielen schweren Pflanzen wird das allerdings ganz schön mühsam, wenn man nicht über ein entsprechend komfortabel gestaltetes Setup verfügt.
Auch wenn autoflowering Sorten im Vergleich zu photoperiodischen einen nicht ganz so guten Ertrag einbringen, sind sie doch die einfachste Option für Grower, die ihre Ernte auf einen früheren Zeitpunkt legen müssen. Die Genetik der autoflowering Pflanzen (Ruderalis) entwickelte sich in den kalten Gebieten Sibiriens und den umliegenden Regionen, so dass sie sich speziell dahingehend weiterentwickelten, den Jahreszeiten zu trotzen und vor der Ankunft des Winters fertig zu werden.
Dunkelheit und andere Cannabispflanzenteile
Nicht nur die Blätter benötigen etwas Dunkelheit in ihrem Leben. Für bestimmte Teile der Pflanze ist Licht sogar ein Hindernis und sie sollten daher in permanenter Dunkelheit gehalten werden.
Cannabissamen und Dunkelheit
Für die Keimung von Cannabissamen ist Dunkelheit unabdingbar. Samen, die ausreichender Dunkelheit ausgesetzt sind, gehen davon aus, dass sie im Boden vergraben sind und es Zeit zum Keimen ist. Ebenso benötigen sie dazu Feuchtigkeit und die richtige Temperatur.
Es ist beeindruckend, dass Cannabissamen (und auch andere Samen) tatsächlich Licht erkennen können. Sie nutzen dazu ein Pigment namens Phytochrom. Wenn es Licht ausgesetzt ist, verändert es sich. Schon wenige Minuten Licht reichen aus, um diese Veränderungen auszulösen und sie am Keimen zu hindern. Cannabissamen benötigen daher eine längere Phase der Dunkelheit (lang genug, damit sie wissen, dass es nicht nur Nacht ist), bevor sie sich öffnen.
Cannabiswurzeln und Dunkelheit
Um gesunde Wurzeln zu bewahren, ist es unerlässlich, sie in Dunkelheit zu halten. Da viele Organismen, wie zum Beispiel Pilze, im Licht gedeihen, sind Wurzeln viel mehr Gefahren ausgesetzt, wenn sie beleuchtet werden. Natürlich gibt es viele Organismen, die sie auch im Dunkeln befallen können, aber Licht lädt noch mehr Schädlinge ein.
Glücklicherweise sind aufgrund dieser Tatsache die meisten Töpfe undurchsichtig und halten jegliches Licht ab. Der einzige Fall, in dem Wurzeln (absichtlich) im Licht sein können, kommt in einigen hydroponischen Setups vor. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Cannabis und die Bedeutung der Dunkelheit
Cannabispflanzen benötigen also die Dunkelheit ebenso sehr wie das Licht. Die Dunkelheit ist nicht nur ein immanenter Teil der Photosynthese, sondern sie verrät den Pflanzen auch, wann sie blühen und wann Samen sich öffnen sollen, und sie bewahrt die Wurzeln vor Schädlingen.
Die Dunkelphase bei Deinem Cannabisanbau richtig zu meistern, ist also von genauso großer Bedeutung wie die richtige Beleuchtung. Wenn Du beides gut hinbekommst, wirst Du glückliche, gesunde und großzügige Pflanzen Dein Eigen nennen können.